Zwei Tage, nachdem ein bislang Unbekannter nahe der Notaufnahme des Oberndorfer Krankenhauses anscheinend einen Schuss auf einen 18-jährigen Kontrahenten abgegeben und diesen verletzt hatte, durchsuchten Beamte der Polizei am Dienstagmorgen ein Wohnhaus in Sulz am Neckar. Sie nahmen einen 19-Jährigen mit. Dem Schuss – der, wie die Polizei mittlerweile informierte, aus einer sogenannten Reizstoffwaffe stammte – war am Sonntag eine Auseinandersetzung vorausgegangen. Nach Informationen der NRWZ hatten sich die Kontrahenten zu einer Aussprache getroffen. Diese eskalierte dann.
Nach dem Schützen, der einem 18-Jährigen am Sonntag in Oberndorf am Neckar ins Gesicht geschossen hat, suchte die Polizei zunächst mit einem Polizeihubschrauber. Während Beamtinnen und Beamte in Oberndorf den Tatort sicherten, Spuren des Angriffs analysierten und Zeugen befragten, lief die Fahndung nach dem Täter. Mit Informationen hielt sich die Polizei zurück, auch auf mehrere Nachfragen hin flossen diese sehr spärlich. Das hatte offenbar ermittlungstaktische Gründe.


Durchsuchung in Sulz
Am Dienstagmorgen rückten nun Beamtinnen und Beamte der Schutzpolizei in Sulz an. Ziel war ein Reihenhaus in einem Wohngebiet nahe des Neckars, der örtlichen Realschule und des Gymnasiums. Dort wurde ein junger Mann von der Polizei mit Ziel Wache mitgenommen. Insgesamt sei die Aktion, für die die Staatsanwaltschaft Rottweil zunächst beim zuständigen Amtsrichter einen Beschluss erwirkt hat, „unspektakulär“ vonstattengegangen, wie es am Einsatzort hieß. Die Durchsuchung der Wohnräume des jungen Mannes stand im direkten Zusammenhang mit der Tat in Oberndorf, bestätigte ein Sprecher der Polizei am Morgen. Nachbarn hatten die Maßnahme der Polizei offenbar nicht mitbekommen, sie erregte keinerlei Aufsehen. Die Mitnahme des jungen Mannes erfolgte gegen 8.45 Uhr, gegen 9 Uhr war die Aktion augenscheinlich beendet.

Details der Ermittlungsbehörden
Die Behörden hatten sich mit Informationen zu der Tat am Oberndorfer Krankenhaus zunächst stark zurückgehalten. Allein zum am Sonntag über Oberndorf kreisenden Hubschrauber der Polizei gab es nur den Hinweis, dass der Maßnahme eine Straftat vorausgegangen sei. Was, wann, wo? Das beantwortete die Polizei konsequent nicht. Die NRWZ machte dann den Tatort in der Charlottenstraße in Oberndorf aus: Blutspuren an einer Hauswand, Beamte, die den Tatort sichern und untersuchen.
Inzwischen liegen genauere Informationen vor. So melden die Staatsanwaltschaft Rottweil und das Polizeipräsidium Konstanz in einer gemeinsamen, also abgestimmten Mitteilung am Dienstagnachmittag: Am Sonntag hat ein 19-Jähriger in der Charlottenstraße in Oberndorf am Neckar einen 18-Jährigen durch den Einsatz einer Reizstoffwaffe verletzt.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden trafen sich die beiden jungen Männer gegen 16.30 Uhr zu einem klärenden Gespräch – worüber, ob über Frauen, Geld oder etwas anderes, ist unklar. Während des Treffens habe der 19-Jährige unvermittelt Reizstoff gegen den 18-Jährigen eingesetzt. Der Jüngere erlitt Atemwegsreizungen sowie eine Verletzung im Gesicht und musste zur Beobachtung im Krankenhaus aufgenommen werden. „Lebensgefährliche Verletzungen lagen nicht vor“, heißt es im Bericht der Ermittlungsbehörden. Der 19-Jährige flüchtete zunächst, konnte jedoch im Nachgang ermittelt werden.
Am Dienstagmorgen durchsuchten Polizeibeamte die Wohnung des 19-Jährigen. „Die Reizstoffwaffe ließ sich bei der Maßnahme nicht auffinden“, endet der Bericht der Polizei. Ihre Ermittlungen dauern an.
Mehr zu diesem Fall: Schuss vor der Notaufnahme: 18-Jähriger im Krankenhaus, Täter flüchtet zunächst